Wer hat die Teiche gebaut?

In der Zeit zwischen 1200 und 1500 gab es in ganz Europa einen regelrechten Boom beim Teichbau. In dieser Zeit war Fisch sehr begehrt, besonders in den langen Fastenzeiten. Die Fische, die man in Flüssen und Bächen fangen konnte, deckten die Nachfrage nicht mehr und so legte man Teiche an. Verkauft wurden die Karpfen an Adelshöfe und vor allem an wohlhabende Bürger in den aufblühenden Städten. Karpfen kostete das Vier- bis Sechsfache von Rind- oder Schweinefleisch. Karpfen waren im Spätmittelalter ein hochwertiges und teures Handelsgut und Teichwirtschaft eine sehr rentable Landnutzung.

Bereits vorhandene, erste Erfahrungen mit der Haltung von Karpfen in Burggräben und kleinen Teichen, zahlreiche Klostergründungen, steigende Nachfrage in den Städten und ein vergleichsweise mildes Klima begünstigten ab dem Jahr 1000 den Aufschwung der Karpfenteichwirtschaft und den Teichbau. 

Bei der Anlage von Teichen wurden im Mittelalter v.a. Dämme aufgeschüttet. Erdbewegungen in der Fläche fanden kaum statt. Die mittelalterlichen „Teichschütter“ machten sich natürliche Senken und Taleinschnitte zu Nutze und legten Teiche dort an, wo mit kurzen Dämmen eine möglichst große Wasserfläche überstaut werden konnte. Die erforderliche, mühevolle Handarbeit musste dabei von den Untertanen ausgeführt werden, die zu Frondiensten und Scharwerk verpflichtet waren.                                          

Die ersten Teiche wurden in Bayern von Grundherren aus Adel und Kirche angelegt. Kaiser, Könige und (Kirchen-) Fürsten förderten die Teichwirtschaft. Auch der Adel auf dem Land erkannte die wirtschaftlichen Vorteile und viele Grafen und Barone veranlassten den Bau von Teichen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür sind die Teiche in der mittleren Oberpfalz, die v.a. auf den Einfluss der adeligen Gutsherrschaften in Teublitz, Schwarzenfeld, Fronberg, Leonberg und Winklarn zurückgehen.

Auch im fränkischen Aischgrund hatten adelige Grundherrschaften große Bedeutung für den Teichbau. Bis heute besitzen traditionsreiche, fränkische Adelsgeschlechter wie z.B. die Familien von Schönborn, Winkler von Mohrenfels, von Seckendorf, von Crailsheim, von und zu Gutenberg und von Gagern große Teichflächen.

Besonders großen Anteil am Aufschwung der Karpfenzucht hatten die zahlreichen Klöster. Für die Mönche galten besonders strenge Fastenregeln. Den Zisterziensern war der Verzehr von Fleisch sogar völlig verboten. Fische spielten im klösterlichen Speiseplan deshalb eine herausragende Rolle. Nordbayern liegt weit ab vom Meer und von großen Flüssen und Seen; nur die Fischzucht in Teichen konnte den großen Bedarf decken. Die Klöster wurden zu Pionieren beim Teichbau und der Teichwirtschaft.

Vor allem in den Herrschaftsgebieten der Zisterzienser widmeten sich auch Bauern und Bürger dem Teichbau. Die Mönche förderten ihre Untertanen durch die Vermittlung von Wissen zu Teichwirtschaft und Teichbau. Viele Bauern und städtische Ackerbürger bauten in den Klostergebieten Teiche und betrieben Teichwirtschaft als gewinnbringenden Nebenerwerb.

Was ist ein Teich: Abfischen

Mittelalterliche Turmhügelburg, sog. Motte (Rekonstruktion) im Geschichtspark Bärnau

Was ist ein Teich: Mönch

Prämonstratenserkloster Speinshart

Stoffkreisläufe und Nahrungsketten im Karpfenteich

Schloss Neuhaus

Bildnachweis:
1 Markus Büttner
2 Oberpfälzer Wald, Peter Knott
3 LfL