Warum gibt es in Bayern so viele kleine Teiche?
In der Zeit zwischen 1200 und 1500 wurden überall in Europa Teiche angelegt. Wo immer es Wasser- und Bodenverhältnisse zuließen, verlegten sich geistliche und weltliche Grundherren, Dörfer und Städte, aber auch Bürger und Bauern auf die Teichwirtschaft und bauten Teiche. Gegen Ende des Mittelalters gab es in Deutschland etwa drei- bis viermal so viele Fischteiche wie heute. Teiche dienten dabei aber nicht nur zur Karpfenzucht, sondern versorgten auch Mühlen und Eisenhämmer mit Wasserkraft oder waren Teil von Burg- und Stadtbefestigungen.
Weil adelige und kirchliche Grundherren über große Besitztümer verfügten, konnten von ihnen sehr große Teiche mit oft vielen Hektar Fläche angelegt werden. Der größte jemals in Bayern, vermutlich sogar in Deutschland, gebaute Teich war der in der Oberpfalz gelegene „Pfrentschweiher“ mit ca. 500 ha Wasserfläche (entspricht ca. 700 Fußballfeldern). Bauherren waren die Landgrafen von Leuchtenberg.
Immer wieder aber gab es Zeiten, in denen Ackerbau und Viehzucht höheren Nutzen und Gewinn versprachen als die Teichwirtschaft. Viele Teiche, auch der „Pfrentschweiher“, wurden deshalb im Lauf der Jahrhunderte auch wieder trocken gelegt.
Während in den meisten Teichgebieten Europas fast ausschließlich die Grundherren aus Adel und Kirche die Teiche anlegten, ermunterte in Bayern v.a. der Zisterzienserorden auch Bauern und Bürger zum Teichbau. Die Mönche vermittelten den Untertanen das Wissen zu Bau und Bewirtschaftung von Teichen. Die weit verzweigten Handelsbeziehungen der Klöster und die strengen Fastenregeln sicherten den Absatz der Karpfen. Immer mehr Bauern und Ackerbürger bauten in der Hochzeit der Teichwirtschaft vom 13. bis zum 16. Jhd. Teiche und betrieben die Fischzucht v. a. als lukrativen Nebenerwerb. Weil ihr Grundbesitz jedoch viel kleiner war als die Flächen von Adel und Kirche, konnten Bauern und Bürger nur kleinere Teiche anlegen. In den regenarmen Regionen Nordbayerns begrenzt(e) auch das geringe Wasserangebot die Größe der Teiche. Das knappe Wasser muss(te) oft mehrfach genutzt werden. Häufig wurden deshalb mehrere, kleine Teiche hintereinander in sogenannten Teichketten angelegt. Die europaweit einmalige Vielzahl der Teiche und die kleinteilige Struktur unserer bayerischen Teichgebiete und Fischereibetriebe gehen auf diese Ursachen zurück.
In Bayern gibt es heute mehr als 40.000 Teiche mit einer Fläche von etwa 20.000 ha. Die Teichfläche in Bayern ist damit größer als die Flächen von Chiemsee, Starnberger See und Ammersee zusammen. Über 8000 Fischereibetriebe bewirtschaften die Teiche. Es sind ausschließlich Familienbetriebe, die im Einklang mit der Natur und nach traditionellen Methoden arbeiten.