Pfrentschweiher – der größte Teich in Bayern

Am 11. Januar 1362 erhielt Landgraf Johann von Leuchtenberg vom damaligen deutschen Kaiser und König von Böhmen Karl IV. die Erlaubnis, einen Weiher zwischen den Orten Waidhaus und Eslarn anzulegen. Der „Pfrentschweiher“ sollte der Fischzucht dienen und die Wasserkraft für mehrere Mühlen und Eisenhämmer sicherstellen. 

Text der Urkunde

„Wir, Karl, von Gottes Gnaden Römischer Kaiser zu allen Zeiten, Mehrer des Reiches und König von Böheim, bekennen und tun kund öffentlich mit diesem Brief allen die ihn sehen oder lesen hören, daß wir angesehen haben die steten getreuen Dienst, die uns und dem Reich die edlen, Ulrich und Johann, Landgrafen zu Leuchtenberg, oft, nützlich und unverdrossen getan haben und ferner tun wollen und mögen, und haben das da heißt Vorrach, so viel unseres Feldes, Holzes und Wiesmath daselbst, das zu unserem Königreich in Böheim gehört, als viel das Wasser in demselben Weiher begreifet, gnädigst geben und verliehen zu ihrem Nutzen. Und wäre es denn, daß der Weiher abginge oder sonst trocken werde, so sollen soviel da nicht Wasser ist, die Landgrafen und ihre Erben, mit dem Felde, Holze und Wiesmath nichts zu schicken haben, sondern der Kron Böheim zurückfallen. Als lang der Weiher wieder aufgelaufen ist, sollen sie dann auch Feld, Holz und Wiesmath wieder zu Lehen haben, soweit sie der Weiher begreift und solange sie den Pleyenstein und was dazu gehört von der Kron Böheim zu Lehen haben.“

Der „Pfrentschweiher“ war der größte jemals in Bayern, vermutlich sogar in Deutschland, gebaute Teich. Seine Fläche umfasste etwa 500 Hektar oder 700 Fußballfelder. Die tiefste Stelle wird bei etwa 7-8 Meter gewesen sein. Der Weiher wurde von den Bächen Pfreimd, Netsch und Rehling gespeist. Die flache Talmulde, die der Weiher überstaute, ging weit hinüber ins Böhmische, so dass ein Drittel der Wasserfläche im Königreich Böhmen lag.

Der Weiher war seit Bestehen immer ein Streitobjekt. Mehrfach wechselten die adeligen Besitzer und kein Besitzer konnte wirklich erfolgreich wirtschaften. Auf Grund der geringen Fruchtbarkeit des Bodens und der kühlen Witterung im Oberpfälzer Wald gab es zu geringe Erträge. Hinzu kamen ständige Probleme mit den Anwohnern, die in größerem Umfang auch Fischdiebstahl betrieben.

Im Jahr 1426 kamen die Hussiten ins Land und der „Pfrentschweiher“ wurde von ihnen „angestochen und abgelassen“, um die Fische zu plündern. Es kam dabei zu Überschwemmungen. Nach diesem Vorfall lebten die Anwohner in ständiger Angst vor einer Flut und verlangten die Trockenlegung des Gewässers. Da man Gebietsverluste an das Königreich Böhmen fürchtete, kam man von der Trockenlegung wieder ab.

1605-1615 wurde ein neuer Weiherdamm mit einer Ablaufvorrichtung aus großen Quadersteinen errichtet, die mehr als 10.000 Gulden kostete. Der Ablauf befand sich an der Stelle der heutigen Pfreimdbrücke in der Ortschaft Pfrentsch.

1723 wurde als Mahnung auf den Fischdiebstahl die Todesstrafe ausgerufen und auf dem Weiherdamm sogar ein Galgen errichtet. 

1806 wurde entschieden, das gesamte Weihergebiet in das neu gegründete Königreich Baiern einzugliedern. Aus wirtschaftlichen Gründen sollte der Weiher nicht mehr angestaut werden. Die Ausführung wurde jedoch hinausgezögert. Noch mehrere Jahrzehnte bewirtschafteten Pächter den „Pfrentschweiher“. Der wirtschaftliche Erfolg blieb jedoch aus.

Am 28. Oktober 1840 fand die letzte Abfischung des Weihers statt. Nach fast 500 Jahren wurde der „Pfrentschweiher“ endgültig trocken gelegt. 1855 wurde auf dem Gelände die erste Wiesenbauschule im Königreich Bayern errichtet. Später entstand darauf das „Staatsgut Pfrentschweiher“. Seit 1987 sind große Flächen als Naturschutzgebiet „Torflohe und Pfrentschwiese“ ausgewiesen. 

Karte des Pfrentschweihers aus dem 17. Jahrhundert

Karte des Pfrentschweihers aus dem 17. Jahrhundert

Künstlerisch freie Darstellung des Pfrentschweihers – entstanden auf der Reise des Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz 1536/37.

Künstlerisch freie Darstellung des Pfrentschweihers – entstanden auf der Reise des Kurfürsten Ottheinrich von der Pfalz 1536/37.

Bildnachweis:
1 Staatsarchiv Amberg
2  Universitätsbibliothek Würzburg