Karpfenteichwirtschaft im Wunsiedler Becken

Das Fichtelgebirge mit seiner charakteristischen nach Osten offenen Hufeisenform um­schließt eine Hochplateaufläche, die mit einer Höhenlage über 500 m über NN und der damit verbunden relativ kurzen Vegetationszeit noch für die Karpfenzucht brauchbar ist. Viele vernässte, zum Teil anmoorige Gebiete konnten teichwirtschaftlich zur Ernährung der Bevölkerung beitragen. 

Dieses Gebiet wird durch die Flüsse Eger im nördlichen Bereich und die Röslau (mit dem Nebenfluss Kösseine) im südlichen Bereich entwässert und das Wasser via Elbe in die Nordsee geführt. 

Eine Vielzahl kleiner und kleinster Bäche führen diesen beiden das Wasser zu. An diesen wurden eine Vielzahl an Teichen angelegt. Diese Teiche dienten der Erzeugung des damals sehr wichtigen und wertvollen Lebensmittels Karpfen und mussten auch das Wasser für die zahlreichen Mühlen an diesen Bächen speichern.

Ab dem 13. Jahrhundert wurden einerseits von adeligen Grundbesitzern und von den Kirchen und Klöstern der Teichbau betrieben, andererseits aber auch Bauern und Bürger zum Teichbau ermuntert. Von der Vielzahl der Teiche sind nachfolgend drei beispielhaft erwähnt:

Der bei Höchstädt, direkt an der A 93 liegende, Braunersgrüner Weiher wurde um 1420 vom Adelssitz des Rohrerschen Rittergutes in der Nähe einer Furt durch den Dangesbach angelegt. Daneben sind in den alten Urkunden noch weitere Teiche benannt (Moosweiher, oberer und unterer Grasteich, Röhrweiher, …), die immer noch bewirtschaftet werden. 2006 wurde der Braunersgrüner Weiher als „Kulturgut Teich“ vom Bezirk und der Teichgenossenschaft Oberfranken ausgezeichnet.

Östlich von Selb liegen die Markgrafenteiche, deren Entstehung nachweislich bis in das 15. Jahrhundert zurückgeht. Bereits zwischen 1412 und 1414 fiel das Gebiet um Selb, und damit auch die Teichflächen, der späteren Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth zu. Kurios mutet die Tatsache an, dass Markgraf Christian Ernst die Erträge aus den Gütern in Selb und damit auch aus den Markgrafenteichen dazu benutzte, um das von ihm gestiftete Gymnasium Christian Ernestinum in Bayreuth zu finanzieren. Der spätere Markgraf Friedrich, Gemahl der berühmten Markgräfin Wilhelmine, finanzierte wiederum mit den Einkünften aus den Selber Kammergütern die Gründung der Universität Erlangen. Nach dem 30-Jährigen-Krieg gehörten die Teiche zeitweise der Stadt Eger, bis sie ein wohlhabender Gastronom zurückkaufte und der Stadt Selb zum Geschenk machte. Spätere Besitzer waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts in der Regel Privatleute. 2012 wurden die Markgrafenteiche In die Liste „Kulturgut Teich“ aufgenommen.

Der bei Thiersheim liegende Münchteich wurde erstmalig im Partikular von 1499 erwähnt. Damals gehörte dieser Teich den Barfußmönchen aus Eger. Diese Besitzverhältnisse trugen maßgeblich zur Namensgebung bei. Erst Jahrhunderte später wird der Teich wieder erwähnt und ist jetzt bürgerliches Eigentum der sechs darunterliegenden Mühlenbesitzer. Im Jahr 2019 wurde dieser immer noch der Karpfenzucht dienende Teich das Prädikat „Kulturgut Teich“ verliehen.

Abfischen des Münchteichs, 1960
alte Flurkarte Braunersgrüner Weiher

alte Flurkarte Braunersgrüner Weiher

Braunersgrüner Weiher

Braunersgrüner Weiher

Markgrafenteich

Markgrafenteich

Tafel Münchteich
Kulturgut Teich Braunersgrüner Weiher

Kulturgut Teich Braunersgrüner Weiher

Bildnachweis:
1 (Abfischen des Münchteichs, 1960)
2 alte Flurkarte Braunersgrüner Weiher
3 Bezirk Oberfranken, Thorsten Will
4 Bezirk Oberfranken, Thorsten Will
6 Dr. Thoma
7 TEGOF